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28. Februar 2021: Die vier grossen Kränkungen der Menschheit

Veröffentlicht vor mehr als 3 Jahren, 01. Mrz. 2021

Seit Sigmund Freud spricht man von den drei grossen Kränkungen der Menschheit. Gemeint sind damit bahnbrechende Erkenntnisse, durch welche sich viele Menschen in jener Zeit – besonders die Herrschenden – verletzt fühlten. Erkenntnisse, die sie nicht wahrhaben wollten und durch die sie ihren Einfluss und ihre Macht bedroht sahen, und sich zum Teil heftig dagegen zur Wehr setzten.

  1. Die erste war die sogenannte kosmologische, bzw. kopernikanische Kränkung. Wie der Name schon sagt, geht sie zurück auf ihren Verursacher, Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543), Begründer des neuen Weltbildes. Seit Kopernikus wissen wir: die Erde ist nicht der Mittelpunkt des Universums, folglich steht auch der Mensch nicht im Mittelpunkt desselben. Nikolaus von Kues, der noch vor Kopernikus lebte (1401-1464) konstatierte: «Das Universum ist da, wo der Mittelpunkt überall ist und die Grenzen nirgendwo.» Weiter sind wir bis heute auch nicht gekommen!
  2. Die zweite, die biologische Kränkung, haben wir Charles Darwin (1809-1882) zu verdanken. Es war – kurz gesagt – die Erkenntnis, dass wir irgendwie vom Affen abstammen. Wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt, aber zu jener Zeit wurde dies von vielen durchaus als deftige Kränkung empfunden. Die vermeintliche «Krönung der Schöpfung» stammt vom Affen ab!
  3. Seit Sigmund Freud (1856-1936) bezeichnet man die dritte, als die psychologische Kränkung. Freud erkannte, dass wir Menschen triebgesteuerte Wesen sind. Das ICH ist nicht der Herr im eigenen Haus! Ein beträchtlicher Teil unseres Seelenlebens entzieht sich der Kenntnis und der Herrschaft des bewussten Willens (Unterbewusstsein). Mein Lieblingsphilosoph, Arthur Schopenhauer, hat es so ausgedrückt: «Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.» Denken Sie mal darüber nach!
  4. Und wenn es nach dem deutschen Virologen Hendrik Streeck gehen würde, dann erleben wir gerade den Anfang der vierten grossen Kränkung, nämlich die technologische! Streeck meint (3.2.21, ntv), dass wir als hoch technologisierte Gesellschaft nicht Herr über dieses kleine Virus werden. Die notwendige Souveränität, damit umzugehen, haben wir noch nicht erlernt.

Mittlerweile landet menschliche Technologie auf dem Mars. Fast die ganze Erde wird von Computern gesteuert. Künstliche Intelligenz ist im Vormarsch. Und dann kommt so ein kleines Virus – etwas echt Biologisches – und macht allen deutlich, wozu es in der Lage ist. Dabei lässt das Corona-Virus alle Computer-Viren alt aussehen. Und nicht nur sie! Corona trickst den hochtechnologisierten, global vernetzten und fast nur noch digital funktionierenden modernen Menschen aus. Es umgeht alle Massnahmen – die unsinnigen sowieso – und schlüpft gleichsam immer wieder durch die Maschen. Hat man das Virus hier zurückgedrängt, schwupp, taucht es plötzlich mutiert woanders auf.

Sie kriegen es nicht gebacken, die Politiker, die Wissenschaftler, die Techniker – aber sie wollen es nicht wahrhaben. Sie sind offenbar nicht fähig, umzudenken, ihren Horizont zu erweitern, die Scheuklappen abzulegen und die notwendige Schlussfolgerung zu ziehen, nämlich: Rein technisch lassen sich weder das Virus, noch die Umweltzerstörung aufhalten! Vielmehr muss sich unsere innere Einstellung, unsere Haltung gegenüber dem Leben und der Natur ändern. Schützen – nicht ausbeuten!

Alles hat mindestens zwei Seiten – so sagt man. Das gilt auch für die Pandemie. Sie beschert dem Menschen Leid, aber auch mehr Zeit. Wir könnten diese Zeit nutzen, um einen Zugang zu dem zu finden, was man früher «Spiritualität» genannt hat. Aber wer weiss noch, was das ist? Damit könne man das Virus nicht bekämpfen, meinen die Wissenschaftler. Wer weiss! Haben sie es schon probiert? Auf alle Fälle hilft Spiritualität gegen Ignoranz und Arroganz und weitet den Blick für das Ganze.