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Allerheiligen 2021

Veröffentlicht vor mehr als 2 Jahren, 17. Nov. 2021

Vor über zehn Jahren wandten sich P. und F. mit einer Bitte an mich: wenn beide gestorben sind, dann möge ihre Asche am «Bärg» draussen in der Natur an einem schönen Platz verstreut werden. Es soll nur dort eine kleine Feier geben. Er ist ein paar Jahre vorher verstorben, sie im Frühling dieses Jahres. Es war ein wunderschöner Frühsommertag mit einem herrlichen Blick übers Tal. Schon bei der Ankunft haben wir sie gesehen. Und als die Angehörigen die Asche verstreuten kamen sie näher: zwei Milane, die direkt über uns ihre Kreise zogen.

Am 24. September hatte ich die Beerdigung jener Frau übernommen, in deren früherem Haus sich heute unser Feriendomizil befindet. Ein paar Tage vor ihrem Tod habe ich sie im Seniorenheim besucht. Am Vorabend der Trauerfeier, also am 23. September, spazierte ich um unseren Hausberg herum, es war noch hell und sehr mild. Ich setzte mich auf eine Bank und genoss die Stille, die Berge, den Himmel. Plötzlich sah ich einige Schwalben fliegen. Relativ niedrig kreisten sie ein paar Mal über mir. Ich überlegte. Heute ist der 23. September! Die Schwalben müssten längst fort sein! Am 8. September, «an Maria Geburt fliegen die Schwalben furt», heisst es. Vielleicht waren es Mauersegler? Nein, die fliegen noch früher weg! Naja, dachte ich, es ist schön, dieses Jahr doch noch ein paar Schwalben gesehen zu haben. Ich kehrte nach Hause zurück, öffnete die Haustüre und mein Blick fiel auf das Bild, welches die Verstorbene vor Jahren gemalt hat. Es hängt schon lange hier im Flur. Doch erst jetzt entdeckte ich auf dem Bild drei Schwalben.

Ein paar Wochen vorher, auf einer Wanderung kurz hinter dem Landwasser Viadukt, kam mir meine Oma in den Sinn. Ich sagte zu ihr. «Du könntest mir eigentlich wieder einmal ein Zeichen schicken, damit ich weiss, dass du noch an mich denkst»! Und schon stolperte ich fast über einen wunderschönen Schmetterling, der vor meinen Füssen flatterte. Ein solches Exemplar hatte ich noch nie gesehen. Oma liebte Schmetterlinge. Ich schmunzelte, bedankte mich und sagte: Das ging heute aber flott!

Gestern fand eine Trauerfeier in der St. Ottilien-Kirche auf dem Tüllinger Hügel bei Lörrach statt. Die Frau des Verstorbenen erzählte mir, dass sie kurz nach meinem Besuch ein letztes Mal mit ihrem Partner im Garten sass. Plötzlich flog zwischen ihnen eine Amsel durch. Sie brachte eine Botschaft. Wenige Tage später verstarb er.

Am Freitag verabschiedeten wir in Rheinfelden Maria, mit der mich eine 30-jährige Freundschaft verband. Auch dazu könnte ich eine wahrlich «Wunder-bare» Geschichte erzählen …

Der Welt, den Menschen, jeden und jeder von uns, werden Zeichen geschickt – im Grossen (Klimawandel) wie im Kleinen (Schmetterling). Die meisten Menschen sehen sie nicht. Viele «wollen» sie gar nicht sehen, geschweige denn verstehen. Humbug, Zufall, Einbildung … Der moderne Mensch hat den Bezug zum Göttlichen und das Gespür für das Göttliche verloren. Er ist «erfüllt» von einer spirituellen Blutleere. Er hat sogar die Beziehung zu seinen Verstorbenen aufgegeben, ganz nach dem Motto: «Tot ist tot». Wir sind hier, weil wir auf irgendeine Weise immer noch mit unseren Verstorbenen verbunden sind. Sie sind es auch mit uns, und sie schicken uns immer mal wieder kleine Zeichen. Achtet darauf! Sie erweitern unseren Horizont, bereichern unser Leben, und vielleicht erleichtern sie auch unser Sterben!?