Zurück zur Übersicht

«Dr. Faust» am 14. März 2021

Veröffentlicht vor mehr als 3 Jahren, 17. Mrz. 2021

Heute feiern wir den Dreissigsten von Pfarrer René Schnell. Bei einem meiner Besuche, einige Wochen vor seinem Tod, hat er mich zu der Ansprache inspiriert, die ich bei seiner Trauerfeier gehalten habe. René zitierte damals den Dr. Faust aus Goethes gleichnamiger Tragödie. Worum geht es – ganz kurz:

Heinrich Faust, ein nicht mehr junger, aber angesehener Forscher und Lehrer zu Beginn der Neuzeit, zieht eine selbstkritische Lebensbilanz. Er zweifelt am Erkenntniswert der Wissenschaft, die weit davon entfernt sei zu erklären, was die Welt im Innersten zusammen-hält. Dr. Faust ist beruflich und privat durch und durch unzufrieden: Als Wissenschaftler fehle es ihm an tiefer Einsicht und brauchbaren Ergebnissen und als Mensch sei er unfähig, das Leben in seiner Fülle zu genießen. Und so spricht dann ein frustrierter Intellektueller:

„Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei, Medizin, und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemüh ’n. Da steh´ ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug, als wie zuvor. Heisse Magister, heisse Doktor gar, und ziehe schon an die zehn Jahr herauf, herab und quer und krumm meine Schüler an der Nase herum – und sehe, dass wir nichts wissen können. Das will mir schier das Herz verbrennen.»

Tief deprimiert und lebensmüde geworden, verspricht Faust dem Teufel Mephisto seine Seele, wenn es diesem gelingen sollte, ihn von seiner Unzufriedenheit zu befreien und für stetige Abwechslung zu sorgen. Mephisto schließt mit dem Doktor einen Pakt, und so nimmt das Unheil seinen Lauf … Lesen Sie selbst!

Als ich Pfarrer Schnell das erste Mal besuchte, zitierte er jenen berühmten Satz: «Da steh´ ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug, als wie zuvor!» Dabei wirkte René allerdings keineswegs deprimiert, nein – vielmehr hat er gelacht und zu mir gesagt: «Ja, Franz, so ist es!»

Daraufhin erwiderte ich: «Lieber René, in deinem Fall nicht ganz, weil dieses Wissen um unser letztliches Nicht-Wissen, den >armen Toren< mit seinem >bin so klug, als wie zuvor<, dann doch relativiert.» Wenn man nämlich im Leben, und vor allem am Ende seines Lebens, sich von jener Erkenntnis des Dr. Faust eben nicht das Herz verbrennen lässt, sondern durchaus lachen kann – gerade auch über sich selbst – dann ist man schlussendlich doch ein bisschen klüger geworden. Man hat auf alle Fälle zugelegt, zumindest an Reife und Gelassenheit!

Denn was nützt Wissen, Geld und Macht,

und auch die schönste Braut,

wenn man sich nicht wohl fühlt in seiner Haut!