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«Krone der Schöpfung» – 07. Juli 2019

Veröffentlicht vor mehr als 4 Jahren, 15. Jul. 2019

«Schaut euch die schönen Blumen an …, und lernt von ihnen», heisst es bei Matthäus im sechsten Kapitel. Was sollen wir lernen? Gott hat sie geschaffen, und er lässt sie wachsen. Ebenso hat Gott auch uns geschaffen, und er lässt uns wachsen. Und doch…, und doch scheint es da mal eine Phase beim lieben Gott gegeben zu haben, von der das Buch Genesis in den Kapiteln 2 und 6 wie folgt berichtet:

Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte. Doch nach einiger Zeit sah der Herr, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen zunahm. Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh. Er sprach: ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, vom Erdboden vertilgen. Nur Noah fand Gnade in den Augen des Herrn, und von allen Tieren mindestens ein Paar.

Vorneweg, damit es nicht gleichsam unter den Tisch fällt: Es fanden mehr Tiere Gnade in den Augen des Herrn, als Menschen!

Durch diesen sehr alten Text finde ich mich ein Stück weit in meiner Auffassung bestätigt, die ich in der Predigt vor zwei Wochen vertrat, dass die Menschen für mich zu schlecht seien, um Kinder in die Welt zu setzen. Der Mensch macht alles kaputt, nicht nur unseren Planeten, sondern auch seine eigenen Kinder.  

Das stellt mich und viele andere vor ein Dilemma: Wenn Gott schon Gott ist, warum hat er denn dann den Menschen so geschaffen, wie er ist, mit all seiner Schlechtigkeit? Und wenn Gott dies offenbar irgendwann erkannt hat, warum war er nicht konsequent, und hat den Menschen – wie er es zunächst vorhatte – vom Erdboden wieder getilgt? Gott hätte es dann ja nochmal versuchen können, nachdem er aus seinem «Fehler» gelernt hat. Beim zweiten Mal hätte es sicher besser geklappt!

Im Verlauf des Genesis-Textes finden wir sogar eine Antwort auf all diese «Warums». Sie lautet: «Gott erkannte: das Böse gehört zum Menschen.» Aber mit dieser Antwort geraten wir eher noch tiefer ins Dilemma. Wenn das Böse zum Menschen gehört und dieser Gottes Schöpfung ist, dann gehört das Böse auch irgendwie zu Gott! Kann also Gott sich des Bösen nicht erwehren? Muss er es zulassen? Wie auch immer, er lässt es zu.

All diese Gedanken haben sich Menschen schon immer gemacht – auch jene, welche diesen Text verfasst haben. Und nicht nur diesen Text, sondern die ganze Bibel! Und schon immer und bis heute und morgen und übermorgen und bis ans Ende unserer Tage, werden Menschen versuchen, aus diesem Dilemma herauszukommen: Woher kommt das Böse? Wer ist dafür verantwortlich? Wie kommt es in den Menschen hinein? Aber weiter, als bis zu jener Einsicht, die sich im Psalm 139 findet, der vor ungefähr 2500 Jahren verfasst wurde, werden die Menschen auch in Zukunft nicht kommen:

„Wie schwierig sind für mich, o Gott, deine Gedanken, wie gewaltig ihre Zahl! Wollte ich sie zählen, es wären mehr als der Sand. Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen.“

Wir müssen uns irgendwie den Gesetzen dieses Lebens fügen. Es bleibt uns nichts anderes übrig. Es fragt sich nur, «wie»?