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Nachtrag zu «Mit Mitra und pinken Punkt an die Demo»

Veröffentlicht vor mehr als 4 Jahren, 16. Jul. 2019

Vermutlich erinnern sich noch viele Leser an das Titelbild vor einigen Wochen in unserem Pfarrblatt (Nr. 22): Drei Frauen mit Bischofsmütze in Pink und Pappe. Zuerst dachte ich: «Ups, die Fasnacht ist doch schon lang vorüber!» Dann schaute ich genauer hin. Aha – Frauenstreik, Demo, «auch Kirchenfrauen machen mit», stand da.

Am Tag des Frauenstreiks rief mich unsere Sakristanin an und fragte, ob sie die Glocken läuten soll, denn einige Gemeinden machen das. Ich antwortete: «Naja, wenn du einen Mann findest, der das macht, ok. Ich bin nicht da. Aber wenn jetzt schon die Frauen in der Kirche streiken, brauchst Du ja auch nicht arbeiten und die Glocken läuten.»

Im Pfarrblatt fanden sich zahlreiche Leserbriefe von strikter Ablehnung – furchtbar und würdelos – bis hin zu euphorischer Zustimmung. Das Foto hat die Gläubigen und Pfarrblatt-Leser nicht gespalten, sondern die Spaltung einmal mehr zum Ausdruck und Ausbruch gebracht.

Ich möchte festhalten: Die Kirche wird nicht umhinkommen, früher oder später Frauen zu Diakoninnen und Priesterinnen zu weihen. Es ist notwendig, wenn man Gleichberechtigung und die Würde des Menschen wirklich ernst nimmt. Allerdings müssen dann auch sexuell gleichgeschlechtlich orientierte Frauen und Männer miteinbezogen werden!

Die entscheidende Voraussetzung für die Weihe zum Priester oder zur Priesterin ist weder das Geschlecht, noch die geschlechtliche Ausrichtung, sondern allein die Berufung. Die Berufung, Vermittler/Vermittlerin zu sein, zwischen Menschen und Gott; die Berufung zum Dienst am Menschen und nicht am eigenen Ego. Die Entscheidung, wer berufen und geeignet ist, darf nicht allein dem Bischof und seinen Verantwortlichen überlassen werden, sondern die Gemeinde muss beim Entscheid, wer geweiht wird, gleichberechtigt mit herangezogen werden, nach einer gewissen Zeit praktischer Seelsorge der Weihewilligen in der Pfarrei.

Ob jenes Foto im Pfarrblatt der Sache der Frauen dienlich war und ist, bezweifle ich. Ein Foto ist natürlich Geschmackssache. Ich persönlich finde es eher peinlich. Und bei allem, was ich gehört habe, schadet es dem durchaus berechtigten Anliegen der Frauen mehr, als dass es ihm dient. Gerade ich weiss aus eigener Erfahrung, wie wichtig das «Wie» ist. Ich habe mich selbst da und dort im Ton vergriffen. «Wie» versuche ich, meine Ziele an den Mann, an die Frau zu bringen?  Ein bisschen Gespür gehört dazu.

Ich hätte mir ein Foto gewünscht, welches die Seelsorgerinnen und Möchtegern-Bischöfinnen bei der Arbeit zeigt. Beim Gottesdienst in der Kirche oder bei Begegnungen mit Menschen. Ich denke, das hätte eine weit positivere und weniger spaltende Wirkung erzielt.