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Noch ein «Heisses Eisen» (01.09.19)

Veröffentlicht vor mehr als 4 Jahren, 04. Sep. 2019

Der Ausdruck «Heisse Eisen» ist den meisten geläufig. Gemeint sind heikle Themen, über die «man» nicht spricht, und wenn doch, dann eher hinter vorgehaltener Hand.

Über ein solch «heisses Eisen» habe ich vor zwei Wochen gepredigt. Es ging um Fussball als die neue Religion. Nicht mehr die traditionellen Religionen, sondern Fussball ist das «Opium des Volkes». Ich glaube, nirgendwo sonst findet man so viele hysterische Männer wie bei diesem Sport. Aber eben, «hüte deine Zunge»! Über Gott, die Kirche und Pfarrer darf man eher lästern, als über Fussball, Fussballspieler und Fans. Also lasse ich das.

Auch ein weiteres «heisses Eisen» möchte ich nochmal ansprechen, weil ich es für das grösste Problem unserer Zeit halte: die «Überbevölkerung». Ein falsches Wort, eine kritische Bemerkung zu viel, eine unglücklich gewählte Satzstellung, ein Komma an verkehrter Stelle, und schon ist man ein Rassist. Dabei sind die Zahlen eindeutig. Am Ende dieses Jahrhunderts werden ca. 11 Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben. In den letzten 60 Jahren hat sich die Bevölkerung Afrikas verfünffacht. Laut einer Prognose der Deutschen Stiftung Welt-bevölkerung wird die Zahl der Jugendlichen in Afrika bis 2050 von heute 451 Millionen auf rund 726 Millionen wachsen.

Die nigerianische Schriftstellerin Sefi Atta schreibt in ihrem Roman „It’s my turn“: „Du weißt, dass eine Frau es nicht verheimlichen kann, wenn sie unfruchtbar ist. Wenn ein Mann zeugungsunfähig ist, muss niemand davon erfahren. Verstehst du, warum? Die Frau sucht jemand anderes, um ein Kind zu zeugen, und hält das Ganze geheim. Das nennt man traditionelle afrikanische Samenspende. Wie viele mutterlose Kinder haben wir hier? Und trotzdem gilt bei uns das Gebären immer noch als das Höchste. Du musst Kinder kriegen, du musst Kinder kriegen, um jeden Preis.“ (Seiten 188/189).

Der Präsident von Tansania, John Magufuli forciert das Bevölkerungswachstum und die Armut noch, wenn er seine Landsleute auffordert: „Wir Tansanier sollten uns weiter vermehren. Ihr könnt die Verhütungsmittel nun absetzen. Tansania ist reich genug, um alle zu ernähren,“ sagte er im September 2018. In Tansania lebten 1961 bei der Unabhängigkeit 10 Millionen Menschen. Heute sind es 55 Millionen. Die Hälfte der Bevölkerung muss von höchstens zwei Euro pro Tag leben. 

Vielleicht haben Sie es mitbekommen. Man hat inzwischen neue Schuldige für den schädlichen Treibhaus-Effekt gefunden: Wiederkäuende Kühe und andere Tiere zählen jetzt zu den grossen Klima-Killern. Aber weil der Mensch ja als «Krone der Schöpfung» gilt, darf er sich gleichsam vermehren auf «Teufel komm raus!» Die Kirche hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen. Mittlerweile ist sie zurückhaltender geworden. Selbst der Papst hat zur Mässigung aufgerufen.

«Mässigung» wäre das Stichwort. Aber nein, Pflanzen und Tieren wird der Garaus gemacht. Selbstfahrende Autos und Roboter sind wichtiger als Urwälder, Gletscher, Fische oder Nashörner. Die Artenvielfalt, ja die gesamte Erde, hat sich der Masslosigkeit der «Krone der Schöpfung» unterzuordnen. Bleibt zu hoffen, dass mögliche bewohnbare Planeten für den Menschen unerreichbar sind, sonst würde er sein irdisches Zerstörungswerk dort fortsetzen. «Avatar» lässt grüssen.