Rilke und der Herbst (Erntedank 2024)
Veröffentlicht vor einem Monat, 10. Okt. 2024
Mit dem Herbst beginnt bei vielen Menschen die sogenannte Herbst-Depression. Das hat hauptsächlich mit dem fehlenden Licht zu tun. Ich kann das gut nachvollziehen. Wenn ich im Herbst und Winter morgens aufwache und es ist noch dunkel und alles fühlt sich wie Nacht an, dann drehe ich mich im Bett wieder um und kuschle mich unter die Bettdecke und murmle im Halbschlaf: «Bloos mer in dSchue»! So entgehe ich der Depression. Das ist ein Luxus, den man sich als Rentner leisten darf.
Dabei liebe ich den Herbst. Das lange Schlafen, das Licht, die Farben und den nahenden Advent. Der Herbst verströmt für mich eine süsse Melancholie. Rilke ruft auf seine unnachahmliche Art dem Herbst zu:
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
Gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Vor 8 Jahren am Erntedankfest habe ich gesagt: wie der Wein, bin auch ich nicht nur schwerer, sondern auch schwerfälliger geworden, jedenfalls körperlich. Ich merke es, wenn ich versuche, mir die Socken im Stehen anzuziehen, was früher gar kein Problem war. Doch mittlerweile ist diese jahrelange Übung mit Anstrengung verbunden. Der Bauch ist im Weg, die Balance auf einem Bein zu halten ist schwierig. An den Socken kann`s nicht liegen. Es liegt an der Schokolade und am Älterwerden. Zumindest letzteres dürfte eine völlig normale Entwicklung sein.
Nach den Socken sind nun die Hosen dran. Im Sitzen geht das An- und Ausziehen leichter.
Was kommt als nächstes … ?
Pfr. Franz Sabo