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Lichtmess, 02.02.2020

Veröffentlicht vor mehr als 4 Jahren, 07. Feb. 2020

Es geht aufs Frühjahr zu. Die alte Bezeichnung «Lichtmess» für das Fest «Darstellung des Herrn» am 2. Februar weist darauf hin. Und so ist mir dieser Tage auch wieder bewusst geworden, wie sehr ich Licht brauche. Erstens sehe ich in der Dämmerung nicht mehr gut. Wenn ich zuhause arbeite oder lese, dann brauche ich viel Licht.

Zweitens: ich liebe zwar die Advents- und Weihnachtszeit mit den beleuchteten Häusern und ich mag auch den Winter, die Kälte und den Schnee, aber mit Beginn des Februars ist meine innere Uhr auf Frühling eingestellt und ich freue mich auf meine alljährliche Frühlingsreise ins Tessin zu den Kamelien.

Drittens. Es gibt so viel Dunkelheit in der Welt. Am meisten bewegt mich der Missbrauch von Kindern. Und ich meine damit nicht nur den sexuellen – obwohl der allein schon schlimm genug ist. Es finden sich noch viel mehr Varianten des Missbrauchs an Jugendlichen und Kindern. Kürzlich habe ich in der Predigt von den U-Boot-Besatzungen im 2. Weltkrieg gesprochen. In den letzten Kriegsjahren verheizte Nazi-Deutschland 16-Jährige in den sogenannten «Eisernen Särgen». Fast alle sind abgesoffen. Heute haben wir tausende Kindersoldaten in Afrika und zigtausende Kinder arbeiten in Minen, Bergwerken oder Kleiderfabriken unter unmenschlichen Bedingungen. In Saudi-Arabien werden Kinder eingesperrt und sogar zum Tod verurteilt. Manche werden dann nach Jahren tatsächlich hingerichtet. Wenn ich so etwas lese und die Bilder dieser Kinder sehe, wird es mir schlecht. Der Magen dreht sich mir um. Es ist kaum auszuhalten. Vor wenigen Tagen wurde an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 75 Jahren erinnert. Selbst die Tagesschausprecherin musste mit den Tränen kämpfen. Ich auch. In solchen Situationen brauche ich dann Licht, Luft, Sonne und manchmal auch ein Taschentuch.

Ja, zuweilen müssen wir uns schützen vor dem ganzen Dreck und den täglichen Schreckensnachrichten und uns – warum nicht! – auch selber mal ein paar Blumen schenken. Die Welt wird nicht besser, und es ist niemandem geholfen, wenn wir uns von ihrer Dunkelheit ins schwarze Loch ziehen lassen.

Wir brauchen das Licht, aber wir können auch selbst Licht sein.