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24. November 2019 – «Christkönigssonntag»

Veröffentlicht vor mehr als 4 Jahren, 08. Dez. 2019

Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 25, ist vom Weltgericht die Rede. Da heißt es:

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt, und alle Engel mit ihm, wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird er zu den einen sagen: Was ihr für einen meiner Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und was ihr einen meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. Dann werden die einen weggehen und die ewige Strafe erhalten, die anderen aber das ewige Leben.

Vor allem früher hatten die meisten Menschen große Angst vor diesem Moment: vor Gott zu stehen und Rechenschaft ablegen zu müssen. Die Kirche hat diese Angst nicht nur genutzt, sondern auch ausgenutzt und sie hat sich den Trost etwas kosten lassen. «Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer, bzw. in den Himmel springt.» Der halbe Petersdom, und nicht nur der, wurden damals damit bezahlt. Und nicht wenige sehen in diesem unheilvollen Ablasshandel den Auslöser für die Reformation.

Dass jener Spruch irgendwann seine Wirkung verloren hat, liegt vielleicht auch an der Einsicht, dass «Schuld» unbestechlich ist. Man kann sie mit Geld nicht begleichen. Treffender ist vermutlich, von Schuldgefühlen zu sprechen. Ein Gericht spricht zum Beispiel einen Beschuldigten frei, und dennoch fühlt dieser sich schuldig. Ich habe auch schon erlebt, dass sich jemand trotz erhaltener Absolution nach der Beichte weiterhin schuldig gefühlt hat. Was soll man da machen? Es hat eben nicht nur «alles hat seine Zeit», sondern auch: «jeder braucht seine Zeit!»

Ich bin im Grunde froh darum, dass seit vielen Jahren kaum mehr Erwachsene zu mir zum Beichten kommen. Vermutlich denkt Ihr, ich kenne Eure Sünden sowieso – was ja auch stimmt! Aber Spaß beiseite.

Die Angst vor ewiger Verdammnis, vor der Hölle und vor Strafe, ist mittlerweile weitgehend verschwunden. Bleiben die Schuldgefühle, welche doch noch viele Menschen plagen. Die Plage ist ja nicht nur die Tat, sondern dass sie einem anhängt, gleichsam an einem klebt und man die damit verbundenen Schuldgefühle nicht loswird.

Dabei zeigen uns Schuldgefühle nicht nur eine dunkle, sondern auch eine helle Seite, nämlich die, dass wir noch Menschen sind und menschlich empfinden! Ist uns ein Mensch, der noch merkt, wenn er etwas falsch gemacht hat, nicht lieber als einer, der gar nicht mehr spürt und erkennt, wenn er andere verletzt?

Nochmal zurück zum Evangelium: Wird es so sein, dass die einen das ewige Leben und die anderen eine ewige Strafe erhalten? Die Antwort ist klar: wir wissen es nicht! Aber genau deshalb, weil wir es nicht wissen, sind wir gut beraten, so zu leben, dass es am Schluss möglichst gut rauskommt. In etwa so, wie es in der Lesung geheißen hat:

Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!

Strebt nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig!

Vergeltet niemand Böses mit Bösem!

Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht!

Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!

Das ist doch nicht so schwer!